| Datum: | 01.07.03 | Titel: | RUB-Geologie: Treibhauseffekt durch kosmische Strahlung | Link: | | Details1: | Informationsdienst Wissenschaft - idw - - Pressemitteilung Ruhr-Universitaet Bochum, 01.07.2003
RUB-Geologie: Treibhauseffekt durch kosmische Strahlung
Als die treibende Kraft des Klimas auf der Erde haben der Bochumer Geologe Prof. Dr. Jan Veizer und der Israelische Astrophysiker Prof. Dr. Nir J. Shaviv (Hebrew University, Jerusalem) einen neuen Verdaechtigen ausgemacht: Kosmische Strahlung (cosmic ray flux, CRF) koennte der Hauptmotor der Erwaermung und Abkuehlung sein. Ueber ihre Ergebnisse berichten die Forscher in der Zeitschrift "GSA Today" der Geological Society of America vom 1. Juli 2003.
Bochum, 01.07.2003 Nr. 202
Himmlischer Treibhauseffekt Kosmische Strahlung bestimmt unser Klima GSA Today: Wasserkreislauf ist Klimatreiber Nr. 1
Als die treibende Kraft des Klimas auf der Erde haben der Bochumer Geologe Prof. Dr. Jan Veizer und der Israelische Astrophysiker Prof. Dr. Nir J. Shaviv (Hebrew University, Jerusalem) einen neuen Verdaechtigen ausgemacht: Kosmische Strahlung (cosmic ray flux, CRF) koennte der Hauptmotor der Erwaermung und Abkuehlung sein. Bei ihrem Auftreffen auf die Erdatmosphaere beeinflusst sie die Wolkenbildung und so den Wasserkreislauf der Erde. Die Forscher verglichen die Klimadaten der letzten 600 Millionen Jahre mit der Intensitaet der kosmischen Strahlung in dieser Zeit und fanden eine uebereinstimmende Periodizitaet. Zwei Drittel der Temperaturschwankungen auf der Erde sind durch die kosmische Strahlung erklaerbar. Ueber ihre Ergebnisse berichten sie in der Zeitschrift "GSA Today" der Geological Society of America vom 1. Juli 2003.
Hierarchie der Zyklen beruecksichtigen
Das Klima auf der Erde wird durch viele verschiedene Faktoren beeinflusst, die in verschiedenen grossen und kleinen, sichtbaren und unsichtbaren Kreislaeufen voneinander abhaengen. Bisherige Klimamodelle betrachteten oft kleine Zyklen, ohne groessere zu beruecksichtigen: "Wir duerfen keinen statischen Hintergrund fuer irdische Zyklen annehmen", so Prof. Veizer, "wir muessen 4,5 Mrd. Jahre zurueckblicken bis an den Anfang unseres Sonnensystems." So untersuchten die Forscher das Erdklima und die Zusammensetzung der Atmosphaere anhand von Sedimenten wie Kohlen und Salzen, Fossilien und sog. Drop Stones: Steine, die in Kaelteperioden in Eisbergen eingeschlossen Richtung Aequator wanderten und beim Schmelzen des Eises zu Boden sanken. Je naeher am Aequator sie zu finden sind, desto kaelter muss das Klima gewesen sein.
Wolken haben Einfluss
Das Ergebnis: Das Klima auf der Erde hat sich im Rhythmus von ca. 140 Mio. Jahren zyklisch erwaermt und abgekuehlt. Was war der Motor dafuer? Irgendein Klimatreiber muss auf die Erde gewirkt haben, denn da die Sonne am Anfang ihres Lebens noch um ca. 30 Prozent kaelter war als heute, haette sonst die Erde bis vor ca. 1 Mrd. Jahren tiefgefroren sein muessen. Spuren von Leben und Wasser existieren aber fuer die letzten rund 4 Mrd. Jahre. Waere CO2 der Antreiber, haette der Gehalt in der Atmosphaere ca. 1.000 - 10.000-mal so hoch gewesen sein muessen wie heute. Solche Mengen sind aber nicht an den Sedimenten abzulesen. Die Treibhausgase CO2 und Methan koennen also nicht fuer die Temperatursteigerung verantwortlich gemacht werden. Uebrig bleibt das - damals wie heute - wichtigste Treibhausgas Wasserdampf. Moeglicherweise gab es weniger Wolken, die Sonnenwaerme konnte ungehindert bis zur Erdoberflaeche gelangen. "Einige Modelle zeigen, dass Wolken bis zu 50 Prozent der Sonnenschwankungen auffangen koennen", so Prof. Veizer. Es schliesst sich die naechste Frage an: Was treibt den Wasserzyklus an?
Verbindungsstueck zwischen Kosmos und Klima
Der Kontakt mit dem Astrophysiker Prof. Nir J. Shaviv brachte Veizer auf eine neue Spur: Shaviv hatte den Einfall kosmischer Strahlung auf die Erde fuer die letzten 600 Mio. Jahre untersucht und eine Zyklizitaet festgestellt, die mit der des Erdklimas uebereinstimmte. Die Forscher machten sich auf die Suche nach der Verbindung zwischen kosmischen Strahlen und dem Wasserkreislauf. Bei ihrer Recherche stiessen sie auf Experimente in Gaskammern, die zeigten, dass Strahlungspartikel beim Auftreffen auf das Gas auf bisher nicht ganz geklaerte Weise sog. Keime erzeugen, die zur Kondensation und somit zur Wolkenbildung im Gas fuehren. Diese Kausalitaet steht in Einklang mit den Ergebnissen von Satellitenbeobachtungen der letzten Jahre. Wolken schirmen die Erde vor der Sonnenwaerme ab, indem sie die thermische Energie ins All zurueckstrahlen (Albedo). Umgekehrt bilden sich bei geringer kosmischer Strahlung weniger Wolken, die Sonne kann die Erde erwaermen.
Die Sonnenzyklen und ihre Folgen
Die Sonne selbst durchlebt verschiedene Zyklen, z. B. entwickeln sich periodisch mehr oder weniger Sonnenflecken, die mit erhoehter Aktivitaet der Sonne einhergehen. Diese Unterschiede allein sind aber zu schwach, um die irdischen Klimaschwankungen zu erklaeren. Sie werden jedoch dadurch verstaerkt, dass bei groesserer Sonnenaktivitaet auch das Magnetfeld der Sonne waechst und kosmische Strahlung von der Erde weglenkt. Es treffen also weniger kosmische Partikel auf die Atmosphaere, es entwickeln sich weniger Wolken und es wird waermer.
Die Milchstrasse bestimmt mit
Der Einfall kosmischer Strahlung auf der Erde haengt ausserdem davon ab, wo in der Galaxie sich unser Sonnensystem gerade befindet. Die Strahlung ist dort am staerksten, wo sich neue Sterne bilden, was in den spiralfoermigen Armen der Milchstrasse der Fall ist. Wenn wir etwa alle 150 Mio. Jahre einen solchen Arm passieren, steigt die Strahlungsintensitaet an und es kommt zu einer Kaelteperiode. Die Klimavariationen durch diese Passagen sind ca. zehnmal so stark wie die durch die Sonne verursachten.
Wasserdampf ist Klimatreiber
Diese neuen Funde belegen die grosse Bedeutung des Wasserkreislaufs als Klimafaktor und stellen die weitverbreitete Annahme infrage, dass CO2 die treibende Kraft der Erderwaermung sei. "Der Fall liegt umgekehrt", so Veizer, "CO2 reitet quasi Huckepack auf dem Wasserkreislauf, denn bei der Photosynthese muessen Pflanzen fast 1.000 Wassermolekuele ausatmen, um ein einziges CO2-Molekuel aufzunehmen." Wenn es waermer wird, beschleunigt sich der irdische Wasserkreislauf, die Bioproduktivitaet erhoeht sich, Bodenorganismen atmen vermehrt CO2 aus. Eisbohrungen zeigten, dass in Phasen der Erwaermung der CO2-Gehalt der Luft erst rund 800 Jahre nach dem Temperaturanstieg wuchs. CO2 koennte jedoch ein Treibhaus-verstaerkender Faktor sein.
Titelaufnahme
Shaviv, Nir J.; Veizer, Jan: Celestial Driver of Phanerozoic Climate? In: GSA Today, Vol. 13, No. 7, 1. Juli 2003, S. 4-10
Weitere Informationen
Prof. Dr. mult. Jan Veizer, Fakultaet fuer Geowissenschaften der Ruhr-Universitaet Bochum, 44780 Bochum, NA 2/125, Tel. 0234/32-28250, Fax: 0234/32-14571, E-Mail: jan.veizer@ruhr-uni-bochum.de
Zu dieser Mitteilung existieren Bilder im WWW. Siehe * http://idw-online.de/public/zeige_bild?imgid=7546 Zusammenspiel von kosmischer Strahlung und unserem Klima
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Mit freundlichen Gruessen
Dr. Josef Koenig RUB - Ruhr-Universitaet Bochum - Pressestelle - 44780 Bochum
Tel: 49 234 32-22830, -23930 Fax: 49 234 32-14136 Josef.Koenig@ruhr-uni-bochum.de
Schauen Sie doch bei uns mal rein: http://www.ruhr-uni-bochum.de/pressestelle
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Art: ueberregional, Publikationen, Forschungsergebnisse Sachgebiete: Geowissenschaften, Mathematik und Physik, Oekologie
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